Der Spreewald ist eine einzigartige Auen- und Kulturlandschaft im Südosten Brandenburgs, die vor allem durch ein dichtes Netz von Wasserarmen der Spree geprägt ist. Die Region ist als UNESCO-Biosphärenreservat von internationaler Bedeutung geschützt.
Der Spreewald liegt etwa 100 Kilometer südöstlich von Berlin entlang des Mittellaufs der Spree in Brandenburg. Das Biosphärenreservat umfasst rund 475 Quadratkilometer mit einem Wasserlaufnetz von etwa 1.500 bis 1.575 Kilometern Länge.
Seit dem 1. Oktober 1990 ist der Spreewald als Biosphärenreservat ausgewiesen und trägt seit 1991 den UNESCO-Status. Ziel ist der Schutz der naturnahen Niederungslandschaft mit Fließen, Feuchtwiesen, Mooren und Wäldern sowie der Lebensräume für rund 5.000 Tier- und Pflanzenarten, darunter viele seltene Arten.
Aufteilung in Ober- und Unterspreewald
Der Spreewald besteht aus zwei Gebieten – den Ober- und Unterspreewald. Beide unterscheiden sich vor allem in Lage, Landschaftsbild, Nutzung und touristischer Ausrichtung.
Im Oberspreewald verzweigt sich die Spree stark in ein dichtes Netz aus natürlichen und künstlichen Fließen, wodurch die typische Kahnlandschaft entsteht. Er ist der südliche, stärker verzweigte und touristisch geprägte Teil des Spreewaldes. Der Oberspreewald liegt zwischen der Enge bei Striesow/Fehrow und Lübben und ist der größere Teil des Spreewaldes. Die wichtigesten Ortschaften sind Lübben, Lübbenau, Leipe, Lehde und Burg.
Der Unterspreewald ist der nördliche, kleinere und naturnähere Bereich. Er ist weniger von Fließen durchzogen, dafür stärker von Seen (z. B. Neuendorfer See), breiten Talsandflächen, Dünen und vermoorten Niederungen geprägt.

Entstehung, Alter und Hydrologie
Der Spreewald entstand nach der letzten Eiszeit, als Schmelzwässer im flachen Gelände ein Binnendelta mit vielen Armen der Spree ausbildeten. Dieser Prozess begann vor rund 10.000 bis etwa 20.000 Jahren und führte zu Moorböden, Feuchtwiesen und der verzweigten Fließlandschaft.
Im Oberspreewald wurde das natürliche Gewässernetz stark ausgebaut und gestaut, wodurch eine sehr flache, breit aufgefächerte Flusslandschaft entstand.
Im Unterspreewald ist die Strömung der Spree teils stärker, die Verzweigung nimmt ab, und die Flusslandschaft geht nördlich allmählich in weniger verzweigte Niederungsbereiche über.


Kultur und Nutzung
Der Spreewald ist eine traditionelle Kulturlandschaft, die stark von sorbisch-wendischer Kultur, Streusiedlungen und wasserabhängiger Bewirtschaftung geprägt ist. Typisch sind Streusiedlungen auf kleinen Sandinseln, die Nutzung der Fließe als Verkehrswege mit Kähnen und eine lange Tourismusgeschichte von mehr als 100 Jahren.
Heute verbindet das Biosphärenreservat Naturschutz mit extensiver Landwirtschaft, traditioneller Nutzung und Tourismus. Kleinflächige Wiesen und Felder, Bewässerungssysteme und der Erhalt historischer Siedlungsstrukturen tragen dazu bei, dass die gewachsene Kulturlandschaft trotz intensiver Nutzung weitgehend naturnah bleibt.



Sorben und Wenden
„Sorben“ und „Wenden“ bezeichnen im Kern dasselbe westslawische Volk in der Lausitz, der Unterschied liegt vor allem in Geschichte, Region und im Gebrauch der deutschen Bezeichnungen. Heute gelten beide Begriffe rechtlich und wissenschaftlich als synonym, werden aber regional unterschiedlich empfunden.
„Sorben“ geht auf die frühmittelalterliche Bezeichnung „Surbi/Sorabi“ zurück und leitet sich von der eigenen Bezeichnung „Serbja/Serby“ ab. „Wenden“ stammt von der antiken Sammelbezeichnung „Venedi/Venethi“ für slawische Gruppen und wurde im Deutschen lange allgemein für verschiedene slawische Völker verwendet.
Im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit wurden alle slawischen Bewohner östlich der Elbe im Deutschen oft als „Wenden“ bezeichnet, unabhängig von ihrer genauen Zugehörigkeit. Im 19. und 20. Jahrhundert setzte sich im wissenschaftlichen und politischen Sprachgebrauch zunehmend der Begriff Sorben für die Lausitzer Minderheit durch, während „Wenden“ teilweise als abwertend wahrgenommen wurde.
In der Oberlausitz (Raum Bautzen) spricht man von Sorben und von obersorbischer Sprache. In der Niederlausitz und im Spreewald nennen sich viele traditionell eher Wenden, die Sprache heißt dort niedersorbisch oder wendisch.
In Brandenburg und Sachsen ist offiziell von der nationalen Minderheit der „Sorben/Wenden“ die Rede; beide Bezeichnungen sind gleichgestellt. Sprachlich gibt es also keinen eigenen „Wenden-Stamm“ neben den Sorben, sondern es handelt sich um zwei deutsche Namen für dieselbe Minderheit mit unterschiedlichen historischen und regionalen Konnotationen.


Spreewald-Architektur und Reetdächer
Typische Spreewald-Architektur sind vor allem niedrig stehende Blockbohlenhäuser aus Holz mit Reetdach, die auf kleinen Warften oder auf Findlingen inmitten der Fließe stehen. Diese Bauweise prägt vor allem Dörfer wie Lehde, Leipe oder Burg und gilt als traditionelles Spreewaldhaus.
Blockbohlenhäuser sind einfache, rechteckige Blockhäuser aus massiv geschichteten Holzbohlen (meist Erle oder Kiefer), oft nur ein bis anderthalb Geschosse hoch.Sie besitzen oft steile, mit Reet gedeckte Satteldächer, teils weit heruntergezogen, um Wände und Eingänge vor Regen zu schützen.
Das Reet wird im Spreewald vor allem wegen seiner lokalen Verfügbarkeit in den Feuchtgebieten, der hervorragenden Anpassung an das feuchte Klima und der traditionellen sorbisch-wendischen Bauweise verwendet.
Viele Häuser stehen auf aufgeschütteten Hügeln oder Findlingen, damit sie bei Hochwasser trocken bleiben. Die Grundstücke sind von schmalen Wasserläufen umgeben, die als „Wasser-Straßen“ und Kahn-Liegeplätze dienen. Typisch sind kleine Hofanlagen mit Scheunen, Ställen und Speichern im gleichen Holzblock-Stil.
Viele Höfe sind nur über Brücken oder Kähne erreichbar, was das inselartige Dorfbild prägt. Oft besitzen sie ländliche Vorgärten, Obstbäume und Gemüsegärten, die unmittelbar bis an die Fließe reichen.
Als erfahrener Reetdachdecker-Fachbetrieb haben wir verschiedene Projekte im Spreewald realisiert, von traditionellen Blockbohlenhäusern wie beispielsweise in Lehde und Leipe bis hin zu modernen Ferienhäusern in Burg. Im Spreewald kennen wir uns aus, hier sind wir zuhause.

Die Sage vom Schlangenkönig
Die gekrönten Schlangenköpfe an den Giebeln der Spreewaldhäuser sind traditionelle Schutzsymbole aus sorbisch-wendischen Sagen, die den „Schlangenkönig“ (niedersorbisch: wužowy kral) darstellen. Sie dienen als Hauspatrone gegen Unheil, Feuchtigkeit und Dämonen und erinnern an Legenden, in denen Schlangen Glück, Reichtum und Schutz bringen.
Schlangen gelten im Spreewald als positive Hausgeister, im Gegensatz zu christlichen Vorstellungen; sie weisen Siedlern trockene Bauplätze auf Warften zu.
Der Schlangenkönig trägt eine goldene Krone und schenkt redlichen Menschen Reichtum, wie in Geschichten von Bauern oder einem Grafen, der die Krone stiehlt und dadurch reich wird.
Die stilisierten, gekreuzten Schlangenköpfe schmücken die Enden von Windlatten (Firstlatten) auf Reetdächern, die über den Dachfirst hinausragen und Wind ableiten.
Sie schützen die Dachkonstruktion vor Witterung in der feuchten Auenlandschaft und sind oft mit Kronen versehen als Zeichen der Verehrung.












